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12.10.2003
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4. Medienmarathon München 2003 oder "Sächane Schmerz'n "
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Die Vorgabe.Das hoch gesteckte Ziel lautete 3:20 Stunden, obwohl es beim ersten Marathon ja angeblich nur darum geht anzukommen. Aber Oliver, Inge, Kollegen aus der LLC Marathon Regensburg-Gruppe, und ich waren ehrgeizig. Es war ebenfalls Olis erster Marathon, Inge hatte schon einige absolviert. Oli ist ebenfalls mein Alter und hatte fast auf die Sekunde die gleiche Bestzeit über die Halbmarathonstrecke wie ich (1:30:04). Aus diesem Grund wollten wir gemeinsam starten um das Tempo von 4:45/km so lange wie möglich durchzuhalten. Rein von der Kondition und Herz-Kreislauf-System her traute ich mir das durchaus zu. Was mir Sorgen bereitete war mehr die Beinmuskulatur.Da hatte ich schon Bedenken wie es mit der jenseits der 30 oder 35 km bestellt war. Ich hatte einen TRainingslauf über 35 km bei dem ich ca. 25 km im Marathon-Tempo absolvierte, aber da war ich zum Ende hin und die nächsten beiden Tage schon ziemlich groggy.
Der Tag des Laufs. 7 Uhr aufgestanden,
geduscht, Powerbar und Toast mit Honig. Alles eigentlich wie Endlich der Startschuss. Zuerst bewegte
lange nichts, dann wurde man langsam nach vorne geschoben. Von der Seite
sprangen zuhauf noch Leute über die Absperrungen. Hektitk ohne
Ende. Dann endlich die Startlinie - auf die Stoppuhr gedrückt und
los. Dann das größte Ärgenis überhaupt: Zig, ja
besser hunderte von Leuten, die vor mir im Schneckentempo Die ersten 25 km: Wir versuchten uns,
so bei Der Zuschauerzuspruch war unterschiedlich. An den bekannten
Plätzen wie Marienplatz, Odeonsplatz etc. war richtig Stimmung
geboten. Mein Zustand war gut. Das Tempo konnte ich ohne Probleme halten, wir unterhilten uns auch desöfter und die Muskulatur war noch locker. Bei der Halbmarathondistanz gesellte sich noch ein Kollege aus der LLC-Riege zu uns und lief ausserhalb der Wertung als moralische Stütze mit. Die Halbmarathondurchgangszeit lag bei knapp 1:39 also ca. 1 Minute unter der anvisierten Durchgangsmarke von 1:40. Dieser Vorsprung wuchs wie man unten sehen kann nach dem zu schnellen ersten Kilometer eigentlich fast kontinuierlich an und beruhigte etwas. So, alles ab 21,1 km bedeutete von nun an Neuland für mich und Oliver. Wir malten uns schon aus, ab wann nun die Beine richtig schwer werden würden: ab 25, 30 oder 35 Kilometer? Worüber wir uns alle drei einig waren, war, auf keinen Fall schneller als die 4:45 zu laufen, auch wenn es der augenblickliche Zustand durchaus erlauben würde. Bei der Halbmarathondistanz gesellte sich noch Carl vom LLC zu uns. Er läuft zwar nicht offiziell mit, ist aber ein 2:48-Läufer und will uns mentale Untestützung geben. Km 26 bis 35: Ab km 26 stellte sich ein keichtes Ziehen in den Oberschenkeln ein. Nicht zu doll, aber spürbar. Nach knapp 2 Stunden wurde es Zeit eines der mitgepackten Gel-Päckchen aufzureissen, rechtzeitig ca. 150m vor einer Wasserstation, und mit zwei, drei Schluck Wasser runterzuspülen. Diese Squeezes schmecken eigentlich ganz lecker und geschadet haben sie auf jeden Fall nicht. Wir konnten die 4:45 gut halten - der Puls stieg aber nun teilweise über 160 Schläge an. So bei km 28 wurden wir von einer ganzen Menge Zuschauern im englischen Garten empfangen, das gab wirklich Auftrieb und man schwebt doch etwas auf einer Woge der Begeisterung. Wahrscheinlich ist damit der km 28 mit einer 4:31 zu erklären! Insgesamt waren waren Oli und ich noch gut drauf, und immer darauf bedacht, nicht zu schnell zu werden - wobei die Gefahr dazu eigentlich immer weniger wurde ;-) und vor allem die Inge uns stetig mahnte. Inge hatte ab km 30 wirklich Mühe, das Tempo mitzugehen und viel etwas zurück. Olaf lief etwas voraus - ich lag so 10m vor und hinter den beiden. Km 35 kam immer näher und immer mehr trafen wir auf Läufer, die sich gehend fortbewegten. Unser Vorsprung bei km 35 betrug immer noch diese eine Minute.
Nun machten die Anfeuerungsrufe der Zuschauer "Kämpfen,
Kämpfen!!" echt Sinn. Ab und zu kam mir auch ein kleines Stöhnen
aus.Oli und ich trieben uns gegenseitig an. Da sieht man den Vorteil
wenn man zu zweit laufen kann! Die letzten beiden km. Die Strecke kommt
einem wieder bekannt vor, denn nun biegt man wieder auf den ersten Streckenteil
ein. Die Stimme des Stadionsprechers wird lauter und man sagt sich:
"Nur noch 2 km - so jetzt schaffst Du's - egal was kommt."
Ein leichtes Grinsen, macht sich innerlich breit. Trotzdem bleiben die
schmerzenden Beine. WOW, GEIL. RAUCH, NEBEL, FARBIGE LICHTER- DISCOATMOSPHÄRE.
Und hinten am Ende des 150m Tunnels sieht man die Zuschauer und die
Laufbahn. GESCHAFFT!! Ich schau auf die Uhr: 3:18.30 - Saugeil!! Ja, was soll ich sagen. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl zum ersten mal i n einem Marathon-Ziel angekommen zu sein. Dazu kommt noch die tolle Zeit. Die Entbehrungen (und es gab viele) und die Arbeit der Vorbereitung haben sich gelohnt. Und so eine ordentliche Vorbereitung ist kein Pappenstiel. Fast jeden Tag laufen. auf die Ernährung soll man auch noch achten. Aber ich würde es für diese Momente nicht bereut!! Nach dem Zielstrich fallen Oli und ich uns erstmal in die Arme und gratulieren uns gegenseitig. Dann kommen auch schon die Mädels mit den Medaillen. So, wo geht's zur Verpflegung? Essen und Saufen bis zum umfallen, darauf freue ich mich schon seit dem Start.Oh Mann oh Mann, mich gelüstet nach Cola. Müsliriegeln und Bananen. Die Verpflegungsstationen befinden sich nur ca. 100m hinter dem Ziel, aber das Problem ist , dass meine Beine plötzlich eine bleierne Schwere überfällt, die mich derart nach unten zieht, dass ich denke: Nicht hinsetzen oder -legen, sonst kommst du nicht mehr hoch! Ein paar Müsliriegel geschnappt, oh geil, der erste Schluck Cola - das tut so wahnsinnig gut. Der Körper saugt die Kohlenhydrate auf! Aber keine Bananen :-(( Dafür noch Kekse und Kuchen.. Währenddessen spukt der Tunnel immerfort weitere Läufer aus und die Leute im Stadion applaudieren. Ich weiß dei Kerstin und meine Eltern warten draußen, aber es geht nicht mehr: Ich muss mich kurz auf den Rasen setzen, meine Muskeln schmerzen einfach wie die Hölle. So liege ich dann für 10, 15 oder 20 Minuten da. Ich habe keine Ahnung wie ich JEMALS wieder aufstellen soll. Die meisten anderen in Ziel gehen noch locker rum. Ich denke mir, so fertig wie ich ist wohl keiner. Doch ab und zu sehe ich jemanden der sich mit gespreizten Beinen nur noch mit Müh und Not aufrecht halten kann. Es hilft nichts, ich muss wieder hoch. Wie ein Untoter versuche ich mich zu erheben. Ohh, unbeschreiblich diese Qualen - und doch sind sie nicht so groß wie dieses Glücksgefühl. es geschafft zu haben. Aus der Ferne sehe ich Oli, Inge und Carl und versuche mich zu Ihnen vorzuarbeiten. SO NUN KOMMT DER HAMMER: Bei Ihnen angekommen gratulieren wir uns erstmal gegenseitig und als mein Blick die Kollegen mustert, fällt mir dieser gelbe Chip an ihrer Schuhen auf - den Chip für die Zeitmessung, der - und ich schaue auf meine Schuhe, heute FEHLT!!! NEIN, SCHEISSE. "Christian, du bist der Beste." Ich weiß nicht, ob es schon mal so jemand Blöden gegeben hat, der vergessen hat, seinen Marathonchip, den er gestern noch gekauft hat anzubinden. So wie ich es in allen anderen Rennen immer gemacht habe. Die anderen können es auch kaum glauben. Ich krieche zur Zeitmessstand vor, aber die können mir auch nicht helfen. Ja, shit happens. Das ist der Grund, warum ich auch in der offiziellen Ergebnisliste nicht auftauche! Aber offen gesagt, ist mir das in diesem Augenblick gar nicht so wichtig. Blöd ist es schon, aber ich und meine Kollegen und Freunde wissen, was ich geschafft habe. Langsam wird es Zeit, meine "Fans" aufzusuchen. Ich sehe eine Lücke in der Absperrung, durch die auch schon andere Läufer hoch zu den Tribünen drängeln. Ordner versuchen sie daran zu hindern. Aber auch ich lasse mich nicht abhalten und steige hoch Richtung Stadiondach. Als wenn es abgemacht wäre, wartet dort auch schon Kerstin und etwas dahinter meine Eltern und mein Onkel. Die Freude ist groß und meine Tasche samt Klamotten wurde auch schon organisiert. Ja, das war's was es im im Wesentlichen zu meinem ersten Marathon zu berichten gibt. Gibt es ein Marathon-Geheimnis? Nö, ich glaube nicht. Ich halte mich ehrlich gesagt nicht für ein besonders großes Lauftalent. Ich konnte mir bis vor 2 Jahren nicht mal im Traum vorstellen, freiwillig einen Halbmarathon zu laufen. Aber ich denke, es ist wichtig, ein Zeil zu haben. Sich konkret dieses Zeil vorzustellen, v.a. dann wenn es abends 22Uhr ist, man noch laufen müsste, aber eigentlich keinen Bock hat, und kontinuierlich daran zu arbeiten. Dieses Bild vom vollbesetzten Olympiastadion mit den Zuschauern, die applaudieren, war mein Bild, das mich angetrieben hat. Es hilft, wenn man Weggefährten hat, die sich mit der Materie auskennen. Aber letztendlich entscheidet der innere Schweinehund, ob man bereit ist, Woche für Woche diese langen Läufe über 25, 30 und 35 km, die Tempoläufe und die Intervalle auf der Bahn zu absolvieren. Ich denke das sind die 3 Grundkomponenten für flotte 42,192 km. Allen, die es versuchen wünsche ich alles alles Gute - und das Wichtigste, dass sie gesund und verletzungsfrei bleiben!!
Wer Lust hat, darf mir auch was ins Weitere Fotos:
Mein Puls mit Zwischenzwieten min/km (je niedriger desto gut) Hier noch meine aufgezeichneten Zwischenzeiten (je niedriger desto gut). Hier die Abweichung von der 3:19:45-Marschtabelle (je höher desto gut).
Für Interessierte, oder Leute die sich an eine ähnliches Vorhaben heranwagen wollen, hier meine Einheiten der 20 Wochen-Vorbereitung mit km-Angaben, Durchschnittspuls und Tempo: Zu guter letzt möchte ich wie immer meinen aktuellen Ausrüstern für deren Unterstützung recht herzlich danken. |