oder

"Muas ma zfrien sa "

18.04.2004

 

Vorbereitung: Die Teilnahme am diesjährigen Hamburg-Marathon war ja eigentlich schon nach meinem ersten Marathon in München geplant. Ich trug mich deswegen schon letztes Jahr in die Voranmeldeliste für die Hamburg-Fahrt des LLC Marathon Regensburg ein. Nach meinem Wegzug aus Regensburg nach Forstinning nach München riss der Kontakt leider ziemlich ab. Eigentlich hatte ich ja vor, ab und zu am Wochenede mal beim LLC mitzutrainieren - Bergtraining, Crossläufe etc. - aber nach noch voll motiviertem Training im Oktober (50km/Woche), reduziertem Lauftraining im November (30km/Woche), ließ ich die Lauferei im Dezember schon ziemlich schleifen (20km/Woche). Dabei hatte ich mir sogar extra ein Laufband von Aldi (gutes Teil!) für schlechtes Wetter und Bergtraining geleistet. So richtig zu trainieren begann ich aber dann erst wieder Anfang Januar mit ersten langen Läufen über 20km und im Schnitt ca. 50km/Woche. Im Vergleich zum Oktober hatte die Form schon merklich gelitten, aber langsam wurde es wieder. Im Februar sollte es dann richtig los gehen, also ca. 11 Wochen vor Hamburg. Nach 3 Vorbereitungs-Eingewöhnungswochen mit gesteigertem Umfang wollte ich mich die folgenden 8 Wochen mit dem Greif-Trainingsplan optimal vorbereiten und visierte eine Zeit von 3:10 h an.

Die erste Vorbereitungswoche ließ sich dem ersten 30 km-Lauf durch den schneekristallglänzenden Ebersberger Forst auch schon gut an. Langsam kam die Form wieder. 2 Tage später am Ende der ersten scharfen Tempoeinheit passierte das Unglück: Ich knickte um! Ich hörte ein Schnalzen. Shit! Umgeknickt war ich schon öfter, dieser stechender Schmerz war mir auch bekannt, aber dieses verdächtige Geräusch! Es war nachts, auf dem Radweg entlang der B12 Richtung Ebersberg. Ich hatte zwar meine Stirnlampe auf, aber weil der Mond so schön schien und stetig Scheinwerfer des regen Autoverkehrs leuchteten, glaubte ich, sie nicht einschalten zu müssen. Ja, schöne.. Schei... Nach ein paar Minuten verging der erste Schmerz - ich musste ja noch 4km musste ich nach Hause laufen. Daheim zeigte sich eine starke Schwellung unter dem linken Knöchel allerdings ohne Blaufärbung. So hoffte ich noch, dass es sich nur um eine Bänderdehnung handelte und ich am Wochenende wieder trainieren könnte. Aber nachdem die Schwellung und Schmerzen auch nach 3 Tagen nicht vergingen, konsultierte ich doch einen Orthopäden, der einen Bänderriss diagnostizierte. Er verpasste mir eine luftgepolsterte, aufblasbare Plastikschiene und verbot erst mal das Laufen. Das änderte sich auch nicht bei der Nachuntersuchung 1 Woche später. Im Gegenteil: Noch 3 Woche Stütze tragen lautete der Rat.

Aber Ende der zweiten Woche hielt ich es nicht länger aus und versuchte zuerst leicht auf meinem Laufband zu trainieren, mit Schiene natürlich. Das klappte gut ohne Schmerzen. So wollte ich gleich in die vollen gehen und einen langen 35km-Lauf probieren, wie ihn der Greif-Plan für jede der Vorbereitungswoche vorsieht. Ich wollte ja nicht noch mehr Zeit verlieren. Das war ein Fehler. Nach 15 km schmerzte zwar nicht mein linkes Sprunggelenk, aber meine Archillessehne. Ich ignorierte das, lief viel zu schnell für meine Kondition und musste nach 25 km in Anzing aufgeben. Es ging nichts mehr und ich konnte nur noch zurück nach Hause gehen. Die nächsten 2 Wochen ging dann erstmal gar nix. Hamburg war ensthaft in Frage gestellt. Eine Anfrage beim LLC Regensburg bestätigte mir, dass für die Hamburg-Fahrt noch Plätze für Bus und Hotel frei wären, ich aber mit der Startnummer und dem Namen eines anderen laufen müsste. Die offizielle Anmeldungsfreit für Hamburg war nämlich schon lange abgelaufen und das Übertragen einer Startnummer ist von den Veranstaltern in Hamburg untersagt. Zusagen konnte ich aber natürlich nicht.

6 Wochen vor Hamburg wollte ich's nochmal versuchen. Zwar unter häufigen Archillessehnen-Beschwerden, aber anders ging es nicht. Als Motivationshilfe, habe ich mir den Garmin Forerunner 201 aus den USA (Ebay, 120$) zugelegt, einen GPS Empfänger für's Handgelenk, extra konzipiert für Läufer. Er zeigt neben der zurückgelegten Strecke auch die aktuelle Geschwindigkeit und wenn man einen virtuelle Trainingspartner eingibt, den Vorsprung bzw. Rückstand zu diesem an. Daneben gibt's noch eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten, die den Platz hier allerdings sprengen würden. Ein Klasse Teil. Der Formin ist für mich deswegen ganz praktisch, weil ich im Vergleich zu Regensburg keine wirklich abgemessene Strecke mit Kilometermarkierungen in Forstinning habe. Ich versuchte den Trainingsplan (5 Tage/Woche) einzuhalten, der u.a. jede Woche eine längere Tempoeinheit (12-14km) im Halbmarathon-Tempo, Intervalle auf der Bahn und einen langen Lauf über 35 km mit von Woche zu Woche im Umfang steigender Endbeschleunigung im Marathon-Tempo vorsieht. So war die Vorbereitung kurz und hart, und nach heftigen Muskelkatern in den ersten beiden Wochen machte ich schnell Fortschritte.

2 Wochen vor Hamburg. Meine Polar-Trainingsbuchaufzeichnungen zeigen mir, dass ich mich ausdauermäßig im Bereich des München-Niveaus bewegte, die schnellen Einheiten aber noch nicht deren Qualität hatten. Die Archillessehnen-Schmerzen tauchten schon seit einer Woche nicht mehr auf und der Arzt gab auch grünes Licht, verschrieb mir aber 5 Sitzungen für den Krankengymnasten. So entschied ich mich 4 Tage vor Hamburg doch noch, für die LLC-Fahrt anzumelden. Mein Ziel für Hamburg reduzierte ich auf Grund der minimalen Vorbereitung auf 3:15. Im Vergleich zu München (18 Wochen Vorbereitung, 1183km) hatte ich in der 6-wöchigen Vorbereitung nur etwa 500 km zurückgelegt - bei weitem nicht so viele Einheiten, aber 4 mal einen langen Lauf über 35km.

Auf nach Hamburg: Mit 2 Bussen, 90 Läufern und 30 Schlachtenbummlern, gings am Freitag vor dem Marathon los vom Siemens-Parkplatz in Regensburg. 10 Stunden Fahrt später Ankunft im Telekom-Hotel in Nettelnburg, 30 S-Bahn Minuten von der Hamburger City entfernt. Nach dem Abendessen folgte noch eine kurze Stipvisite auf der Reeperbahn. Samstag früh gab's eine Stadtführung, so wusste man wenigstens schon einmal, wo man am nächsten Tag entlang laufen sollte. Gegen Mittag kamen wir am Marathonmessegelände am Start/Ziel-Bereich an. Apropos Start/Ziel: Die Teilnahmer waren wie üblich in verschiedene Startblöcke eingeteilt. Block A mit Läufern die mit einer Zeit von unter 3:30h gemeldet hatten, Block B ging bis 4:00 h und in Block C der Rest. Die Startblöcke starten mit jeweils 5 minütigem Abstand von verschiedenen Startbereichen in parallelen Straßen weg, die alle nach ein paar hundert Metern in die "Hauptstrecke" münden.

Nun sollte es sich zeigen, ob ich auch eine Startnummer bekommen sollte. Ich hatte von der Sonja, die die Fahrt organisierte, Manfred Hübner's Anmeldebestätigung erhalten. Er konnte nicht dabei sein, weil er sich einer Operation unterziehen musste. Die Startnummer zu übertragen, lassen die Regeln in Hamburg nicht zu. Ich gab mich also als Manfred aus und ich bekam bekam auch ohne Probleme die Startunterlagen. An dem gemeldeten Geburtsjahrgang 1950 von Manfred störte sich niemand. Und ich hatte Glück - ich war im Startblock A eingeteilt. Wieder mal hatte ich meinen Zeitmessungschip vergessen und musste diesen noch für 30€ ausleihen. Ebenso besorgte ich gleich noch ein Finisher-Shirt (15€) für mich, und eins für meinen Krankengymnasten in München. An Zugaben im Starterbeutel gab's nichts besonderes zu finden: Probepackungen Duschgel und Fruchtriegel, Streckenplan, Sicherheitsnadeln, Werbebroschüren, Marathonzeitung. Abends hatte der LLC ein großes Nudelbuffet angerichtet, um noch die letzten Kohlenhydratreserven zu füllen. Von den Läufern musste dann noch jeder seine Prognose für den Marathon in eine Liste eintragen. Derjenige, der am nähesten zu seiner Zeit einlaufen sollte, würde am Sonntag Abend beim gemeinsamen Spanferkelbuffet noch mit einem Geschenk belohnt werden. Ich war mir wirklich sehr unsicher, aufgrund meiner Verletzung und der kurzen Vorbereitungszeit, aber ich trug mal eine 3:15 ein. Den Magen am Vorabend des Marathons voll zu schlagen riskierte ich aber nicht.

Der Marathon-Sonntag: Genausowenig wie am nächsten Morgen beim Frühstücksbuffet. Mehr als der Standard Weißbrottoast mit Honig, Kaffee und einen PowerBar gönnte ich mir nicht. Dafür war ausreichend Wasser drinken angesagt. Rein mit der S-Bahn um 7:20. Um 8 Uhr beim Messegeände angekommen traf ich mich noch mit Manuela und Stefan, beide vom LLC, die sich ebenfalls eine Zeit von zwischen 3:15 - 3:20 vorgenommen hatten und mit einem Schnitt von 4:40 min/km angehen wollten. Wir hatten noch genügend Zeit, eines der zahlreichen Dixie-Klos aufzusuchen. Dann ging's ab zur Kleiderbeutelausgabe. Überall schwirrten Läufer umher, aber im Vergleich zu München war alles vor dem Start entspannend stressfrei und die Anlagen großräumig angelegt, so dass sich keine großen Staus an den Toiletten und Beutelabgabe bildeten. Es gab sogar eine Extrahalle zum Warmlaufen und kein Gedränge direkt im Startbereich. Kein Vergleich zu München. So war alles bereitet und ich hatte neben meinem Pulsmesser auch meinen Garmin Forerunner dabei. Ich wollte einfach ausprobieren, ob er auch richtig misst.

Der Start: Der Startschuss erfolgte und wir setzten uns mit dem Feld langsam in Bewegung. Ohne Gedränge. Ich entledigte mich meines Plastiküberhangs, der mich bis zum Start etwas warm halten sollte. Aber es war eigentlich gar nicht kalt. Eigentlich optimal für nen Marathon. Vielleicht 15 Grad, keine Sonne, kein Wind. So, unter dem Start/Zieltor hindurch, über die Zeitnahmematten, Pulsmesser und GPS gestartet. Das Tempo die ersten Meter war nicht sehr hoch, auf jeden Fall langsamer als 4:40. Aber auch nicht so langsam, dass ich mich unbedingt durch die Reihen vordrängeln wollte, wie in München. Mein Garmin zeigte mir ein Tempo von 5:20 an. Das war mir dann schon ein bisschen zu langsam und ich forcierte ganz leicht, schlengelte mich ein bisschen durch die Reihen. Manuela und Stefan hielten sich noch zurück und so verlor ich sie ziemlich bald. Bei Km 1 stoppte ich eine 5:01. Gut, etwas zu langsam, aber besser zu langsam als zu schnell angehen, dachte ich mir. Meiner Form war ich mir wie gesagt nicht all zu sicher.

Zuerst führte die Strecke auf der Reeperbahn durch St.Pauli, vorbei an der Davidswache. Weiter Richtung Westen durch eher unbekannte Wohngebiete (sorry, aber ich kenn mich in Hamburg nicht wirklich aus ;-) Bei Ab Km 5 wechseln sich alle 2,5Km Erfrischungs und Verpfleungsstationen ab. Bei Erfrischungsstationen gibt's Trinkbecher mit Wasser und Wasserwannen für mitgebrachte Schwämme. Mineralgetränke konnte ich nur selten finden. Bei Verpflegungsstationen liegen ausserdem noch Bananen und ich glaub Müsliriegel bereit. Wie gewohnt lasse ich keine Station aus, um mir einen Schluck Wasser zu gönnen, allerdings ohne stehen zu bleiben. Die beste Taktik ist eigentlich, zu versuchen, gleich zu Beginn des Verpflegungsabschnitts einem der vielen freundlichen Helfern einen Wasserbecher aus der Hand zu greifen, ansonsten kann es schon zu Dränglereien kommen. aber auch das war in Hamburg vorbildlich organisiert.

Nach ca. 6 km erreichte das Feld den westlichsten Punkt und es ging in einer beinahe 180 Grad-Wende etwas südlich des bisherigen Streckenverlaufs wieder gen Osten. Bereits hier spürte ich einigermaßen großen Druck, mal schnell Pipi zu machen. Aber wie es so ist, wollte ich keine Zeit verlieren. Genauso als ich wenig später merkte, dass mich etwas unter meinem linken Fusballen drückte und scheuerte. Schon da wusste ich: "oh je, das wird ne fette Blase!!"

Die Zuschauer waren im übrigen klasse!! Von hier aus nocheinmal ein Riesenkompliment an alle, die an der Strecke standen und die Läufer anfeuerten. Ein Großteil der Leute hatte Schilder und Transparente mit dem Namen ihrer/ihres Liebsten dabei. Wie bei jedem Marathon, gibt es Streckenteile mit mehr- manche mit weniger Zuschauern. Im Vergleich zu München fand ich, dass hier Zuschauer an die Strecke gefunden haben. Auffällig war die große Anhängerschaft dänischer Landsleute, die durch ihre Lautstärke sich besonders aus deren Menge hervortaten.

Besonders viel Zuschauerandrang herrschte natürlich am Hamburger Elb-Hafen. Dorthin ging es bei Km 10 relativ steil bergab (siehe Profil). Ungewöhnlich steil fand ich und mir wurde schon a bisserl Angst, wenn ich daran dachte, dass ich ja die Meter wieder irgendwann erklimmen musste. Meine Laufaktik bestand neben der Zeitvorgabe auch darin, meinen Puls konstant um die 85 bis 87% (ca. 157-160 Schläge/min) der maximalen Herzfrequnz zu halten. So wollte ich vermeiden zu überpacen, falls mir der anvisierte 4:36er Schnitt zu schnell wird. Somit gab ich bergab auch etwas Gas, damit mein Puls nicht zu weit absackte und ich dafür den Weg wieder bergauf etwas langsamer angehen konnte. Km 10 war damit auch mein schnellster mit 4:12, womit ich meinen Rückstand vom ersten Km wieder fast kompensiert hatte. Weiter geht's durch die Hafenstraße, vorbei an den Landungsbrücken und der Speicherstadt. Von über der Straße verlaufenden Brücken herunter jubeln die Zuschauer den Marathonis zu. Die Elbe begleitet uns noch bis Km 15 von wo aus die Strecke unter einem Tunnel hindurch nach Norden abzweigt. Rechts liegt der Hauptbahnhof und wir treffen kurz darauf auf die kleine Binnenalster, die wir in einer Rechts-Schleife umrunden. Dann neben dem Hafengebiet die vielleicht reizvollste Gegend, entlang dem Alter-Ostufer, vorbei an den zahlreichen prunkvollen Villen berühmter Wahlhamburger.

Das Wetter ist etwas diesig, so lieg ein leichter Schleier über der Alster. Leider bekomme ich von der Stadt während eines Laufs immer nur wenig mit. Am meisten lenken immer noch Zuschauer ab und vor am einfachsten läuft es sich immer mit flotter Musik vieler Bands am Straßenrand oder aus dröhnenden Stereoanlagen. Kurz bevor wir uns der Alster abwenden, erreichen wir die Halbmarathonmarke. Meine Zeit:1:36:55. Optimal! Etwa 30 Sekunden unter meiner Vorgabe und etwas 2 minuten unter meiner Zeit in München. Vor knapp einem Jahr wäre das noch meine neue Bestzeit für den Halbmarathon gewesen.

Die Gegenden der folgenden Kilometer kommen wir nicht wirklich bekannt vor. Ich versuche in meinen Körper hineinzuhorchen und hoffe keine indizien für evtl. Ermüdungserscheinungen auszumachen. Ab und zu wusste ich nicht genau, ob das nächste Km-Schild schon passiert hatte. Da half mir dann mein Garmin, der ziemlich genau die zurückgelegte Strecke anzeigte. Die aktuelle angezeite Gescwindigkeit war zar nicht immer akkurat, aber distanzmässig konnte ich mich auf ihn velassen, wenn er auch konstant etwa 200m zu viel anzeigte. Ich bin bei km 27 und bisher ist es ein reiner Spaß ohne übermäßige Anstrengung. Der Puls bewegt sich konstant bei 157 Schlägen/Minute, also bei etwa 85%. Aber in München war es so dass es ab Km 32 die ersten Ermüdungserscheinungen in den Beinen bemerkbar machten und es ab Km 35 wirklich hart wurde.

Ich war wieder mit meinem Hüftgürtel unterwegs, allerdings ohne Flaschen, sondern wieder mit 4 Gelpäckchen ("Squeezy"). Seit km 20 übersähen viele dieser blauen Päckchen die Straße an den Erfrischungsstation. Bei Km 30 entschließe ich mich schon vorsorglich, dass es nun auch Zeit wird mein erstes aufzureißen und es mit 2 Schluck Wassser hinunterzuspülen. Eine gute Idee. Denn langsam merke ich eine leichte Schwere in den Beinen. Km 31 und 32 muss ich mich schon etwas anstrengen nicht zu langsam zu werden (4:43). Aber da beginnt auch schon mein Squeezy zu wirken (4:33). Jetzt begann die Außenseite meines rechten Knies zu stechen. Nicht so schlimm, dass ich aufhören musste, aber es lenkte etwas von meinem Harndrang und meiner reibenden Stelle an der linken Fussohle ab. Ab jetzt warte ich schon immer auf das nächte Km-Schild. Bei Km 35 muss dann das Zweite daran glauben. Die Beine werden richtig schwer. Ab jetzt machen auch die Aufmunterungsversuche der Zuschauer richtig Sinn. "Durchhalten". Ich denke mir: "Nur noch 6 Km", das bist du doch im Training mit links gelaufen. Nie mehr Marathon, denke ich!

Bei ca. Km 37 der bewegendste Teil der Strecke: Die Zuschauer bildeten ein vielleicht noch 3 Meter breites Spalier und feuerten die Läufer an. Ich fühlte mich ein bisschen wie bei der Tour de France. Genau zum richtigen Zeitpunkt! Denn die Schmerzen sind spürbar, aber bis zum Ziel sind's eben doch noch ein Stück. Nach ein paar hundert Metern breitete sich wieder die Straße. Ich wusste nicht genau, wie ich von der Gesamtzeit her stand. Aus meinen Zwischenzeiten ahnte ich jedoch, dass ich wohl etwas Zeit gut hatte, 39Sekunden, wie ich im Nachhinein weiß. Bei Km 38 sah ich etwas mit 2:45 h auf meiner Uhr. Also noch 20 Minuten für 4 Km: "Das könnte reichen" sagte ich mir. Einige Laufkollegen hatten mich vor den letzten 2 Kilometern gewarnt, auf denen es nochmal ziemlich bergauf geht. Wir hatten uns die Stelle am Tag zuvor schon mal angekuckt und ich erwartete jetzt jeden Augenblick den Anstieg. Mann, freu ich mich, wenn ich im Ziel bin und endlich nicht mehr kaufen muss, einfach stehen bleiben kann. Man freu ich mich auf eine Banane und den ersten Schluck Apfelschorle!

Da war er dann auch und die letzten Kräfte mussten mobilisiert werden. Oben am Berg biegt man rechts in die ielgerade. Man sieht schon die Asperrungen und die Zielfahne. Wieder applaudierende Zuschauer auf beiden Seiten und aus den Lautsprechern ertönt der Stadionsprecher, der die Startnumemrn und Namen einlaufender Finisher ruft. Ich genieße die letzten hundert Meter. Ich strecke den rechte Zeigefinger in die Höhe, lasse ihn kreisen und und bedanke mich beim Publikum. Bis zur Ziellinie und den braunen Zeitmessermatten sind es noch 10 Meter. Beide Arme in die Höhe, und mit geballter Faust geht's ins Ziel. Gleich die Stoppuhr gedrückt: "3:15:00" Huch, das nennt man wohl 'ne Punktlandung. Mir kommen vor Freude und Erschöpfung wieder kleine Tränen, ich umarme einer der Ordnerinnen. Es wird mir von einer anderen eine Finishermedaille umgehängt.

 

Ähnlich wie in München folgt nun der Kampf mit den Beinen, sich weiter aufrecht zu halten und weiter zu gehen. Denn, sitze ich mal, komm ich so schnell nicht mehr in die Höhe. Etwa 300m hinter dem Zielbereich, im Messegelände gibt's dann als Verpflegung Tee, Wasser, Erdinger Alkoholfrei, Apfelschorle, Bananen. Sonst leider nix. Kein Cola, keine Kekse oder Müsliriegel. Das ist die einzige Manko ander Organisation, die ansonsten perfekt war. Wie gerne hätte ich Kekse und Cola gehabt, wie's bei anderen Veranstaltungen im Ziel gibt. Ganz klar, der Körper verlangt nach Zucker. Nachdem ich mich erstmal versorgt hatte musste ich mich doch hinsetzen.Mein GPS zeigte im übrigen 42,4 km an. also eigentlich recht genau gemessen! Weiter geht's später ziemlich breitbeinig zur Kleiderausgabe. Vor allem meine Blase am linken Fuss, die mich den ganzen Lauf über immer schmerzend begleitete, machte jeden Schritt zur Totour. Ich wollte gar nicht nachschauen was es genau war. Ich stellte mir ein große klaffende Wunde vor. Dann zur Dusche: Eine große Halle mit Bierbänken. Dazwischen profesorisch aufgebaute Duschreihen. Kein Komfort, aber seinem Zweck dienend. Etwas unangenehmer war die Wassertemperatur, die einem Warmduscher wir, mir nicht wirklich Lust auf eine ausgedehntes Duschvergnügen bereitete. Da hätte ich doch noch schneller laufen sollen, dann hätte ich auch noch warmes Wasser bekommen :-)

Bei der Startnummernausgabe konnte man sich schon einmal eine Voraburkunde ausdrucken lassen. Meine zeigte zwar nicht meinen Namen, aber eine Zeit von 3:14:59 an. Damit war mir wohl ein Preis beim Zielzeitraten sicher! Ich traf hier noch einige LLCler und wir tauschten unsere Erfahrungen aus. Der Manuela ging's leider nicht optimal, sie kam mit einer Zeit von 3:27 ins Ziel.

Am Abend gab' dann das vom LLC organisierte Spanferkel-Menü und ein DJ heizte auf der Tanzfläche denen ein, die noch Kraft hatten. Ichhielt mich da eher zurück, was vor allem an meiner 3 x 3 cm Blase lag. So was hatte ich noch nie gesehen, aber schon während des Laufs befürchtet. Erst Nach 4 Tagen entschloss ich mich, sie aufzustechen. Selbst zu da gab's noch ne Überschwemmung vom ausfließenden ...

 

Insgesamt war ich froh, mich noch angemeldet zu haben. 3:14:59 (oder 3:14:58 wie's später im Internet angezeigt wurde) bedeuten zwar keine riesige Steigen zu meinen 3:18:30 in München, aber Hamburg ist wirklich top-organisiert. Genauso wie die Fahrt des LLC, die vorbildlich von der Sonja Pflüger organisert wurde, bei der ich mich auf diesem Wege nocheinmal hezlich bedanken möchte!

 

Wer Lust hat,darf mir auch was ins Gästebuch schreiben

 

Weitere Fotos:

Anfahrt Hamburg S-Bahn nach Hamburg Landungssteg I Landungssteg II Formel-1 Hamburg Hafen
Reeperbahn Freitag Frühstück Samstag Speicherstadt Anton am Messestand Binnenalster Hamburger Musiker
Vor dem Start
Beutelabgabe
Rollerskate Start
Dixies
Debütanten
Geschützt in Plastik! Laufimpressionen Gechafft!
Spanferkelbuffet Ehrung für Debütanten Disco!
Der Tag danach: Kraft tanken für den nächsten Marathon Brotzeit des LLC

Weitere Links zum Hamburg-Marathon:

 

Mein Puls mit Zwischenzwieten min/km (je niedriger desto gut)

Hier noch meine aufgezeichneten Zwischenzeiten (je niedriger desto gut).

Hier die Abweichung von der 3:15:00-Marschtabelle (negativer Wert entspricht Vorsprung).

Für Interessierte, oder Leute die sich an eine ähnliches Vorhaben heranwagen wollen, hier meine Not-Vorbereitung in 6 Wochen durch wegen Bänderriss mit Km-Angaben, Durchschnittspuls und Tempo:

Zu guter letzt möchte ich wie immer meinen aktuellen Ausrüstern

,, , ,
,, und neu

für deren Unterstützung recht herzlich danken.