26.09.2004
 

oder

"4:15 is auf Dauer ganz sche schnell "

 

 

Vorbereitung: So - es herbstelt und somit es ist wieder Marathonzeit. Für meinen 2. Herbstmarathon suchte ich mir Berlin aus, den König der deutschen Marathons. Das, obwohl er doch im Vergleich zu München mit einiges mehr an Kosten und Aufwand für mich verbunden war: 90€ Startgebühr, 2 Übernachtungen, Anfahrt - da kommt schon einiges zusammen für etwa 3h laufen. Aber Berlin ist ja angeblich immer eine Reise wert und als ich hörte dass Walter und Horst vom SV Wilting ebenfalls nach Berlin wollten, war es für mich entschieden. außerdem hatte ich ja München schon letztes Jahr absolviert und wer weiss, wie lange ich noch laufen werde. Berlin muss man einfach erlebt haben, wie auch Hermann (Kohl), ein Freund vom LLC mir riet, der in Berlin seinen ersten Marathon absolvieren und gleich die 3h-Marke sprengen wollte. Mit seinen Halbmarathonzeiten von 1:25 ein durchaus mögliches Ziel.

Die unmittelbare Vorbereitung auf Berlin begann mit 2 Regenerationswochen nach dem Chamer Halbmarathon (26.06.2004). Somit blieben noch 11 Wochen bis Berlin, in denen ich mich die ersten 3 Wochen langsam auf einen Umfang von 100km/Woche und mit immer längeren Wochendläufen (30km) für den Greif-Trainingsplan (auf der Greif-Seite kostenlos zu finden unter "Countdown" im Bereich "Training") vorbereitete, den ich die nächsten 8 Wochen verfolgen wollte. Ja, meine Ziel lautete auch 2:59:59, nach den 3:14:59 von Hamburg. Eine typische Greif-Trainingswoche:

Tag Einheit
Puls
Tempo
Mo 15 km Tempo-Dauerlauf
82-86%
MRT (4:15)
Di 15 - 20 km extensiver Dauerlauf
65-72%
MRT plus 45-60 sec (5:10)
Mi 4 x 2000 m Wiederholungsläufe mit 1600 m Trabpause
> 90%
MRT minus 22-28 sec (3:50)
Do Pause
 
Fr 15- 20 km extensiver Dauerlauf
65-72%
MRT plus 45-60 sec (5:10)
Sa 35 km extensiver Dauerlauf mit / 6 km Endbeschleunigung
65-85%
MRT plus 45-60sec/ ~MRT (5:10/~4:15)
So 15 - 20 km regenerativer Dauerlauf
62-68%
MRT plus 60-75 sec (5:10)

MRT = Marathonrenntempo (bei mir 4:15min/km)
MP = Maximalpuls

Die ersten 3 Wochen waren ziemlich hart, am nächsten Morgen spürte ich eigentlich immer beim Treppen steigen ins Büro meine Beine. Aber ab der 4.Woche waren selbst die Angst vor den Endbeschleunigungen (Jede Woch um 3 km länger!) bei den wöchentlichen 35km-Läufen verschwunden. V.a. bei den Tempoläufen und den langen Läufen merkte ich Fortschirtte. Die Intervalle auf der Bahn waren von den Vorgaben her relativ gemäßigt (bis auf die 3000er in den letzten Wochen).

Ein Halbmarathon (Lu-Lauf Geiselhöring) in Woche 5 sollte meine Form überprüfen. Das Ziel: eine 1:26:??. Leider verfehlte ich das Ziel knapp mit einer 1:27:16. Schuld daran mag mein zu hohes Anfangstempo, die hohen Temperaturen oder einfach die Trainingsbelastung gewesen sein. Bei der Viertelmarathnmarke war ich mit 42:54 noch gut dabei, aber in der 2.Halfte baute ich ziemlich ab. Auf jeden Fall dämpfte das meine Erwartungen für Berlin. Ich rechnete mehr mit einer 3:03.

Eine Woche vor Berlin habe ich mir überlegt, vielleicht die fehlenden Minuten durch den Kauf eines Wettkampfschuhes oder Lightweighttrainers gut zu machen. In PEP's Runners Point riet mir aber davon ab, da die Zeit zum Einlaufen (noch ca. 60 km) zu kurz sei, und das Risiko zu groß.

Die Anfahrt (Freitag): Horst hatte für uns eine Zimmer im Hotel Austrina, direkt am Kurfürstendamm reserviert. Ich hatte gehofft, bis zum Freitag mienen Firmenwagen zu bekommen. Daraus wurde leider nichts und so mussten wir auf Kerstin nicht mehr so taufrischen Golf verlassen. Aus Angst vor Pannen wollte ich noch schnell dem ADAC beitreten, aber es sei vorweggenommen, dass uns der Golf nicht im Stich lies! Da Kerstin sich als Lehrerin den Freitag nicht wie ich freinehmen konnte, führen wir erst gegen 14 Uhr los. Wie immer Stau auf der A99 Ostumgehung München und der anschließenden A9. Da das nicht der einzige auf der A9 war, dauerte es fast 8 Stunden bis zum Hotel. Davor trafen wir auch gleich Horst und Walte, jeweils mit Family und Kindern. Das Hotel war nicht gerade das gelbe vom Ei. Getrennte, etwas muffliges Ambiente, Dusche und WC am Gang, aber eben relativ billig (58€/Tag DZ + Frühstück) und eines der letzten Hotels, die überhaupt noch Zimmer für dieses Wochenede frei hatten.

Marathonmesse (Samstag): Nach nem erstaunlich leckeren und reichhaltigem Frühstück - bei dem wir zufällig mit einem netten Pärchen am Tisch saßen, das mit Steffi Graf auf du und Du sind - nahmen wir gleich um 10 einen Bus Richtung Messegelände. Einlass zur Messe wurde nur gegen Startnummer gewährt - bis zu 4 Begleitpersonen waren erlaubt. Zum Glück hatte ich zuhause noch meinen Zeitmess-Chip gefunden, so musste ich nicht anstehen, um einen solchen gegen 31 € Pfand zu kaufen. Vor dem Eingang verkauften noch Läufer ihre Startnummer an Interessierte. So wollten wir dem größten Ansturm der über 35 000 Läufer entgehen.Auf 3 großen Hallen verteilt wurden wie üblich mit einigen Prozent an Preisnachlässen Schuhe, Laufklamotten, Nahrungsergänzungsmittel etc. feil geboten. Auch andere Marathonveranstalter rührten kräftig die Werbetrommel und Ralf Busemann verteilte Autogramme. Am Ende der Halle 21 dann die Startnummernausgabe, wieder mit Einlasskontrolle. Gleich dabei war ein Stand an dem man eine Startgruppe gegenBegründung ändern konnte. Ich mogelte mich so von Block D (Laufzeit: 3:00 - 3:15) in den Block C (Laufzeit: 2:50 - 3:00). Anschließend noch den Chip registriert und in meinem Fall den Verein noch korrigieren lassen (hatte mich bei der Anmeldung verschieben). Ich hatte bei der Anmeldung noch ein Finisher-T-Shirt bestellt, was ebenfalls dort abgeholt werden konnte. Ansonsten gab es wenig Dreingaben im Starterbeutel außer Duschproben. Die Startnummernausgabe an sich ging total flott in 5 Minuten. Aber durch das neugiereige Stöbern an den Ständen vergingen schnell 2 Stunden. Nützlich waren noch Plastiküberzüge, die für das Warten am Start verteilt wurden.

Auf der Anmeldung kreuzte ich neben dem Finisher-Shirt die Stadtrundfahrt und die Pasta-Party an. Die Stadtrundfahrt ging von 12.30 bis 14.45 etwas länger als geplant, da der Bus unterwegs wegen einer Panne ausgewechselt werden musste. Die Rundfahrt an sich war ganz ok. Man konnte jedoch viele Sehenswürdigkeiten nicht ansteuern, da schon viele Straßen wegen des an selbigem Tag statt ausgetragenen Inliner-Marathons gesperrt waren. Die Pasta werde ich mir wohl das nächste mal sparen. NNicht nur dass zwischen mir und der Pasta noch eine lange Schlange wartender Läufer stand, auch die Menge und Geschmack war den 3,50€ nicht wirklich adäquat. Rigattoni in Tomatensoße mit kaum zerteilten Tomatenstücken. Gut dass ich noch Power-Bars und Bananen für den Hunger zwischendurch einpackte.

Nach der Messe machten wir uns noch auf dem Weg Richtung Potsdammer Platz - Sony Center. Kaffee, 3D-Kino und dann ins Hotel. Noch Fußball geschaut und gegen 0.00 eingepennt. Aber erst nachdem ich die Startnummer ans ärmellose Shirt und den Laufchip an die Schuhe geheftet hatte.

Der Sonntag (Anfahrt zum Marathonstart): Extra für die Marathonläufer bereitete das Hotel schon um 6Uhr Frühstück. Wie immer gönnte ich mir nur 2 Honigtoasts, Kaffee und O-Saft. Mit Walter und Horst brach ich gegen 7:15 Uhr Richtung U-Bahn auf (Uhlandstraße U15). Auf dem Bahngelis trafen wir 3 Rheinländer ind voller Läufermontur, von denen zum anderen in vollem Dialekt meinte:"Hey, machst du heute noch was am Auto?" "Wieso?" "Na weil nen Schwamm dabei hast!" Einmal umsteigen am Haleschen Tor in die U6, bis Friedrichstraße. Wir entschieden uns dafür, dem Marathongelände von Norden aus zu nähern, was den Vorteil eines kürzeren Fußwegs bedeutet. Von da sind es noch 10 Minuten bis zum Marathongelände unter den Linden. Es regente leicht. Umzäunt von Eisengittern trifft man, wenn man die Eingangskontrollen hinter sich hat, zuerst auf die LKWs für die Startbeutelausgaben. Daneben stehen große weiße Zelte zum Umziehen und reihenweise Dixie-Toiletten. Ich entschloss mich erstmal zusammen mit Horst und Walter bei den Pissoires anzustehen ca. 20 Leute vor mir! Die Wartezeit in der Schlange nutzte ich, die gefährdeten Stellen unter den Achseln und zwischen den Oberschenkeln mit Melkfett einzucremen. Aber nachdem 15 Minuten später noch immer mindestens 15 Leute in der Reihe vor mir standen, es war schon 8:30, gab ich lieber meine Sachen ab und hoffte Richtung Start noch weniger frequentierte Dixies zu finden. Bei insgesamt ca. 40 LKWs dauerte es schon ein bisschen bis ich den LKW für die Startnummern 26000-26400 fand. Es war nicht wirklich warm, so um die 15 Grad vielleicht und es nieselte gelegentlich. So war ich schon froh um meinen Plastikumhang. Ansonsten aber ganz kurz bekleidet, mit nem Hüftgurt und 4 Squeezys bewaffnet, die ich mir noch auf der Messe besorgt hatte, nachdem die, die ich bei Ebay ersteigert habe, nicht mehr rechtzeitig eintrafen. Auch meinen Brustgurt zur Pulsmessung hatte ich mir wie immer umgeschnallt. So wollte ich zusätzlich mein Tempo bei einem Puls zwischen 87 und 90% kontrollieren.

Wahre Massen bewegten sich Richtung Startbereich. Bis zum Startblock C an dem ich mich mit Herman verabredete waren es bestimmt noch einen Kilometer. Den Weg nutzte ich zum einen zum Warmlaufen, zum anderen wie viele andere einen Busch in den breiten Wiesenflächen zur kleinen Notdurftverrichtung. Um 8:45 an den Startblöcken wurde wieder die Startnummer kontrolliert. Zuerst noch draußen auf Hermann wartend, begab ich mich in den Block bevor er sich komplett füllte. Dann 3 Minuten vor dem Startschuss, trappelte er mir über die Füße, mit Helmut (Schemm) im Schlepptau, einem LLCler, der in Hamburg mit 2:58 schon unter der 3h Marke geblieben war. Sein Plan war es , erstmal langsamer zu starten und die Halbmarathonmarke bei ca. 1:30:30 zu passieren, also die erste Hälfte etwas langsamer zu laufen. Greif schlägt vor, die ersten 10 km in 4.18, km 11-25 in 4:12 und den Rest nach körperlichem Befinden zu laufen. Das war dann mehr oder weniger auch meine Plan, die 4:15 so lange wie möglich zu halten.

Der Start: Kurz vor dem Start werden noch Luftballons verteilt. Ok, gleich geht's los, die letzten 10 Sekunden werden noch runtergezählt. Und Schuss...

Wie's halt bei mir immer ist, habe ich Angst zu langsam zu starten, was bet einer Vorgabe von 4:15 auch gar nicht schwierig ist.Aber ich konnte mich zurückhalten und vermied es, mich zwischen langsameren Läufern duchzuschlängeln. Zum Glück gab es von denen in den ersten Startblöcken nicht so viele. H&H liefen ein paar Meter vor mir und alle zusammen Richtung Siegessäule und rundherum. Auf Höhe der Säule gleich der erste Kilometer, der wie alle durch ein blau-weisses Schild rechts der Strecke markiert war. Andere Kilometerschilder waren, wie viele andere Läufer im Nachhinein ebenfalls beipflichteten, waren schwerer zu erkennen oder gar nicht zu sehen. Meinen ersten Kilometer hatte ich in 4:39 absolviert. Doch a bisserl zu langsam. Das erkannten auch H&H und zugen etwas an. Der zweite km lag dann auch bei 4:12. also wieder etwas drosseln und der 3. km lag bei 4:20. Da begann mich ein Läufer von rechts zu bequatschen. Wie schnell er laufen woe und wie es ihm im letzten Jahr ging. Ich wollte zwar nicht unfreundlich sein, aber ich hatte echt keinen Bock jetzt zu reden. Irgendwann viel er dann etwas ab. Die folgenden km-Zeiten lagen bei konstant 4:12. Die von 7-9 bei 4:17. Dabei sind die Zeiten etwas interpoliert, weil ich doch 2, 3 mal die Kilometerschilder übersah. Mittlerweile liegt der Reichstag hinter mir.

Alle 5km gab's abwechselnd Erfrischungs- und Verpflegungsstellen. Erfrischungsstellen mit Wasser, bei Verpfegungsstellen gab's dann auch Isodrinks, Tee, Bananen und Müsliriegel. Ich hab's mir angewohnt, an jeder Stelle etwas Wasser zu trinken. Was ich auch in Berlin durchhielt. Das Gedränge hielt sich zum Glück in Grenzen. Nur einmal bin ich voll auf einen Läufer aufgelaufen, der einfach bei hohem Tempo stehen blieb. Wasser gab's auch genügend auf der Straße, so musste manchmal etwas Pfützen-Hopping betreiben, wenn man keine nassen Füße wollte. H&H ließ ich immer so 10 - 50 Meter davon ziehen, weil ich doch das Gefühl hatte, dass sie das Tempo etwas zu hoch hielten, was auch die Zeiten bestätigten. So macht eich mir keine Sorgen und an den Wasserstellen alle 5 km lief ich auch immer zu ihnen auf.

Ich weiß nicht mehr genau, wann mich die zwei 3:00 Stunden Zugläufer überholten. Einer auf alle Fälle bei 10 km, der ander einiger km davor oder danach. Beide mit einem trampelnden Pulk hinter mir, das man schon von weitem von hinten vernehmen konnte. Auf alle Fälle waren Sie für meinen Geschmack etwas zu schnell unterwegs, so dass ich ihnen nicht um Gedei und Verderb folgen wollte. Einen km hab ich's versucht, das war eben der 10. und da bin ich gleich ne 4:06 gelaufen. Einen der beiden habe ich im übrigen bei km 34 aussteigen sehen.

Zuschauer gab's auch und auch Bands. Aber um es gleich mal vorwegzunehmen: noch nie habe ich bei einem Rennen so wenig vom Drumherum mitgekriegt wie bei diesem Lauf. Ich hatte so damit zu tun, an meinTempo von 4:15 zu halten, dass ich wie in einem Tunnel nur auf die 10 Meter vor mir starrte. Den Applaus habe ich natürlich shcon wahrgenommen, aber gezielt in Gesichter oder auf die vielen Schilder gekuckt habe ich dieses mal nicht. Ich musste mich einfach zu viel darauf konzentrieren, nicht langsamer zu werden. Nicht ,dass ich schon mit der Kondition oder meinen Beinen Schwierigkeiten gehabt hätte, aber ich wusste, dass wenn ich mal einen Kilometer in z.B. einer 4:30 verschludern würde, ich später einen 4:00er nachlegen müsste, oder 3 mal 4:10, oder....

Jetzt riss ich mir vorsorglich schon einmal mein erstes Squeezy auf. Ich hab ja gehört, dass es ne Stunde dauert, bis es wirkt. Die andere 3 mussten bei km 25, 30 und 35 daran glauben. Bei km 18 habe ich allerdings wieder ganz genau in die Zuschauer gekuckt, denn da sollte Kerstin stehen, und zwar auf der rechten Seite (war so ausgemacht, sonst muss ich immer auf beide Seiten achten). Hmm, schon km 19 und noch keine Kerstin, aber da tauchte Sie dann auf und ich machte wohl einen noch relativ frischen Eindruck.

Halbmarathonzeit: 1:29:56. Wow exakt bei der Hälfte. Recht optimistisch war ich trotzdem nicht. Im Vergleich zu München oder Hamburg, wo ich meine Vorgabezeit die ersten 25 km relativ locker herunterlief, war das heute schon von Beginn an relativ fordernd. Einen km später laufe ich wieder auf H&H auf und frage wie es ihm geht. Er meint:"Geht gut, aber nicht mehr so leicht wie am Anfang." "Genau meine Meinung!". Die km 22, 23 und 24 lagen bei jeweils 4:21 bzw 4.22. Ouhh, das war's dann wohl. Allerdings schöpfte ich bei den folgen 2 km nochmal Hoffnung bei 4:14 und 4:16. Zu der Zeit überholte ich erstmals H&H. Aber spätestens bei km 27 (4:27) war die erste Phase der Erschöpfung eingeläutet: Die Phase in der die Zeiten langsamer werden, obwohl man gar nicht weiß warum.

Eigentlich hatte ich zu der Zeit nur 20 Sekunden Rückstand, aber mir war einfach klar, dass ich das Tempo keine 14 km mehr durchhalten würde. Ich hoffte nur nicht komplett einbrechen würde. Jetzt begann wohl mein erstes Squeezy zu wirken und ich haute nochmal eine 4:13 und 4:16 raus. Und das tat ich auch erstmal nicht. Bei km 28 bekam ich mit, dass Herman den Helmut nach vorne schickte. Es schien, als ob Hermann Probleme hatte. Helmut schoss an mir vorbei nach vorne. Km 30 kam und ging. Ein komisches Brennen machte sich ab hier immer auf rusthöh breit, wenn ich mir Wasser holte und tlw. mir über den Körper schüttete (dazu später mehr). Ich dachte schon an Kerstin bei km 33. Als ich sie dann endlich traf, merkte mir wohl schon an wie schwer ich atmete und kämpfte. Sie ist sogar ca. 300-400m mit mir mitgelaufen und hat mich angefeuert, was mich schon nochmal beflügelte. Bei km 35, nahm ich etwas Tee. Ab km 37 musste ich wirklich kämpfen und schwanke schon mit meinem Kopf hin und her. "Hoffentlich sehe ich das Brandenburger Tor bald!!" dachte ich mir! Bei km 40 konnte man es dann am Horizont erahnen! Auf die Uhr achtete ich schon einige Km nicht mehr. Ich rechnete mit einer 3:03.

Straße des 17.Juni: Eine 1,5 km lange Zielgerade. Wir laufen einm aufgeblasenem Tor mit Werbung entgegen. Viele dachten wohl schon, dass es das Ziel sei, aber es war wohl die Marke für den letzten Km. So, und endlich geht's durch Tor. Aber ehrlich gesagt, dachte ich weniger an deutsche Geschichte, als an: "Gleich kannst du stehen bleiben!!" Die letzten 300m war die Straße breit gesäumt mit Zuschauern hinter der Absperrung und ich winkte und zeigte wirklich meine Freude - und meine Leiden.

Im Ziel: Wie bei meine ersten Marathon fällt mir auch in Berlin die ganze Last ab und paart sich mit der Freude über ein gutes Ergebnis. So kann ich meine Tränen nicht entgehen und torkele . Ein Helfer fragt, ob alles in Ordnung sei. Ja, war's: meine Uhr zeigte eine 3:02:40! Schnell wurde mir eine Medaille und eine weiße Plastikfolie umgelegt. Ich versuchte krampfhaft, mich nicht hinzusetzen sondern immer weiter zu gehen. Bis ich Helmut draf, der mit einer 3:01:xx eingelaufen war. Er fragte mich nach Herman, aber von ihm war noch nichts zu sehen. Ich wollte nicht mehr warten, da mich doch ziemlich fror. Endlich Apfelsaftschorle, Bananen, Vollkornbrot und: SCHOKOLADE!! Ein riesiger Karton mit Twix, Bounty, Milky Way. Ich bediente mich reichlich, was ich aber etwas später bereute. Mir wurde nämlich richtig schlecht. Ich versuchte so schnell es meine Füße erlaubten, Richtung Massagen zu gelangen, bewaffnet mit Plastikumhang, Apfelschorle, einem übrigen Twix und einer Banane . Nach einem halben Km endlich 2 lange Reihen Liegen mit Masseuren/sen. Ich musste zum Glück nur kurz warten, bis ich an der Reihe war. Ein Vorteil, wenn man etwas schneller auf der Strecke war als die anderen.Aber auch auf der Massageliege klammerte ich mich an meinem Proviant fest, was vielleicht etwas seltsam für die beiden Mädels ausgesehen haben mag, die meine Beine durchkneteten.

Nach 5 Minuten Massage weiter Richtung LKW & Startbeutel. Dazwischen wurde man noch von Fotografen angesprochen, ob man nicht noch ein Erinnerungsfoto schießen möchte, das man später im Internet betrachten und bestellen könne. Bei LKW Nr 26000-26400 meinen Beutel abgeholt, weiter Richtung dieser weißen Zelte aus denen Wasserdampf hervorstieg. Aha, das mussten wohl die Duschen sein. Ich den Zelten herrschte schon heftiger Betrieb - war ja auch nicht der erste hier. Aber es gab auch kein Gedränge beim Umziehen. Hier war der Moment, als mich jemand auf mein Hemd Auufmerksam machte, dass durch meine wund gescheuerten Brustwarzen v2 große Blutflecken aufwies. Jetzt wusste ich, was beim Laufen immer so brannte, wenn ich trank und was verschüttete.

MERKEN: BRUSTWARZEN ABKLEBEN, V.A. WENN KALT IST!!

Die Duschen waren ein am Zeltgiebel entlanglaufendes Röhrchen, aus dem warmen Wasser herunterrieselte. Nicht sehr luxuriös, aber das spiele erstmal keine Rolle. Um 13:30 hatte ich es mit Horst und Walter beim LKW 18 000 ausgemacht, aber als sie dort auch nach 10 Minuten nicht erschienen, machte ich mich auf dem Weg Richtung nächste S-Bahn zum Hotel, während immer mehr Leute Richtung Zelte pilgerten... Auf dem Weg zum Hotel kreuzte ich nochmal den Kurfürstendamm, es war schon halb drei, liefen oder gingen noch immer Teilnehmer den Kurfürstendamm entlang. Eine Band spielte unverdrossen weiter. Hunderte Becher lagen auf der Straße und wurden von freiwilligen weggeräumt. Unsere besten Hälften waren bereits im Restaurant gegenüber des Hotels Austriana und ließ mir genüsslich eine Pizza schmecken bis Walter und Horst eintrafen. Sie finishten sehr zufrieden mit Zeiten knapp über 3:30. Das Restaurant hatte im Übrigen noch eine besondere Aktion: Alle Pastagerichte für 4.50€ & eine BAnane gratis. Aber als Sie uns die anbot, dankten wir alle 3 danken ab - vo Bananen hatten wir erstmal genug!!

Fazit: Von Berlin habe ich während des Laufes leider nicht wirklich viel mitgekriegt, bis auf Siegessäule und Brandenburger Tor. Was gibt's sonst:

+ Extrem flache Strecke. Angeblich soll irgendwo eine 20m Steigung gewesen sein. Ich hab sie nicht gemerkt!
+ Super Logistig bei der Startnummernausgabe und vor dem Start. Die langen Wege zum und vom Start lassen sich wohl nicht vermeiden.Genausowenig das Anstellen and en Dixie Klos.
+ Viele Zuschauer. Etwas mehr Bands könnten es sein
+ große Maratohnmesse mit ein paar Schnäppchen
+ Die angebotene Stadtrundfahrt ist ganz ok.
+ Supersool finde ich die Sportsim Simulation auf http://www.sportsim.com. Hier sind die Durchgangszeiten für alle 5 km für alle Läufer der Jahre 2001 bis 2004 gespeichert und man kann nochmal als farbiger Punkt gegen andere Läufer antreten. AUSPROBIEREN!!

- Teuer! Gut ich war selber Schuld, dass ich mich so spät anmeldete. Aber sowohl das T-Shirt oder die Nudeln waren nicht inklusive.
- Am unverschämtesten sind die Fotopreise!! 13€ für ein 10 cm*15cm Foto. Siehe www.marathonfoto.com

Bei der Startnummernausgabe konnte man sich schon einmal eine Voraburkunde ausdrucken lassen. Meine zeigte zwar nicht meinen Namen, aber eine Zeit von 3:14:59 an. Damit war mir wohl ein Preis beim Zielzeitraten sicher! Ich traf hier noch einige LLCler und wir tauschten unsere Erfahrungen aus. Der Manuela ging's leider nicht optimal, sie kam mit einer Zeit von 3:27 ins Ziel.

Am Abend gab' dann das vom LLC organisierte Spanferkel-Menü und ein DJ heizte auf der Tanzfläche denen ein, die noch Kraft hatten. Ichhielt mich da eher zurück, was vor allem an meiner 3 x 3 cm Blase lag. So was hatte ich noch nie gesehen, aber schon während des Laufs befürchtet. Erst Nach 4 Tagen entschloss ich mich, sie aufzustechen. Selbst zu da gab's noch ne Überschwemmung vom ausfließenden ...

 

Insgesamt war ich froh, mich noch angemeldet zu haben. 3:14:59 (oder 3:14:58 wie's später im Internet angezeigt wurde) bedeuten zwar keine riesige Steigen zu meinen 3:18:30 in München, aber Hamburg ist wirklich top-organisiert. Genauso wie die Fahrt des LLC, die vorbildlich von der Sonja Pflüger organisert wurde, bei der ich mich auf diesem Wege nocheinmal hezlich bedanken möchte!

 

Wer Lust hat,darf mir auch was ins Gästebuch schreiben

 

Weitere Fotos:

Anfahrt Hamburg S-Bahn nach Hamburg Landungssteg I Landungssteg II Formel-1 Hamburg Hafen
Reeperbahn Freitag Frühstück Samstag Speicherstadt Anton am Messestand Binnenalster Hamburger Musiker
Vor dem Start
Beutelabgabe
Rollerskate Start
Dixies
Debütanten
Geschützt in Plastik! Laufimpressionen Gechafft!
Spanferkelbuffet Ehrung für Debütanten Disco!
Der Tag danach: Kraft tanken für den nächsten Marathon Brotzeit des LLC

Weitere Links zum Hamburg-Marathon:

 

Mein Puls mit Zwischenzwieten min/km (je niedriger desto gut)

Hier noch meine aufgezeichneten Zwischenzeiten (je niedriger desto gut).

Hier die Abweichung von der 3:15:00-Marschtabelle (negativer Wert entspricht Vorsprung).

Für Interessierte, oder Leute die sich an eine ähnliches Vorhaben heranwagen wollen, hier meine Not-Vorbereitung in 6 Wochen durch wegen Bänderriss mit Km-Angaben, Durchschnittspuls und Tempo:

Zu guter letzt möchte ich wie immer meinen aktuellen Ausrüstern

,, , ,
,, und neu

für deren Unterstützung recht herzlich danken.